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  • AutorenbildStefanie Eisl

Lektorat oder Korrektorat: Kennst du den Unterschied?

Aktualisiert: 6. Dez. 2023


Stellst du dir auch die Frage – Korrektorat oder Lektorat? Sehen wir uns die grundlegenden Unterschiede einmal an:




Das Korrektorat ist dazu da, Rechtschreib-, Grammatik-, Zeichensetzungs- und Tippfehler zu beseitigen – es ist die letzte Politur vor der Veröffentlichung.


Im Lektorat dreht sich alles um den Inhalt (Plot, Figuren, Dialoge, Spannungsbogen) sowie Stil und Ausdruck. Die Textüberarbeitung erfolgt in mehreren Schritten.


Lektorat und Korrektorat sind demnach keine Synonyme, sie beschreiben zwei unterschiedliche Schritte in der Textbearbeitung.


Lektorat: Die Kunst des Überarbeitens


Eine Lektorin taucht in die Gedankenwelt des Autors oder der Autorin ein, analysiert die Geschichte, die Protagonist:innen und antagonistischen Kräfte, die Konflikte und deren Auflösung.


Strukturiert macht sie sich ans Werk, liest, kommentiert, notiert, recherchiert, tüftelt an Formulierungen und fühlt den Charakteren auf den Zahn (Hat jede Figur ihre eigene Stimme oder ist es noch verstärkt die des Autors oder der Autorin?).


Sie erfasst, wo erzählt und nicht gezeigt wird (show, don’t tell), wo Details zu wenig ausgearbeitet wurden, sich Wiederholungen und „Lieblingswörter“ eingeschlichen haben oder einer Szene der Pep fehlt.

Ein Lektor oder eine Lektorin drückt zuerst den Finger in die Wunde und hilft dann beim Verarzten (frei nach der Autorin Sylvia Englert). Ja, so könnte man das sagen.

Die erste Reaktion nach dem Öffnen der lektorierten Datei: ein kurzes Ziehen in der Bauchgegend.


Oh, viele Korrekturen und zahlreiche Kommentare am Rand …


… aber das ist gut so.


Das Lektorat ist eine intensive Auseinandersetzung mit dem Manuskript.


Es ist die Aufgabe einer Lektorin aufmerksam zu sein, Anregungen zu geben, auf jedes unstimmige Detail oder gröbere Fehler hinzuweisen.


Konstruktiv, empathisch und wertschätzend.


Kein Mensch schafft alles allein. Die großartigsten Werke der Menschheitsgeschichte entstanden durch Teamwork. Bei Büchern ist das genauso.


Du hast dir die Fähigkeit zu schreiben erarbeitet – eine Lektorin, meist auf ein bis drei Genres oder Fachthemen spezialisiert, verfügt über das Know-how bereits bestehende Texte zu überarbeiten, ist detailorientiert und geht mit Feingefühl vor, um sie weiter zu verbessern.


Zusammen ist man stärker.


Was sind die Vorteile des Lektorats?


Vorteil Nummer eins: der Blick von außen. Der Lektorin oder dem Lektor fallen Logikfehler auf, die falsche Verwendung von Redewendungen oder unstimmige Bilder, die man als Autor:in überliest, weil der Abstand fehlt.


Vorteil Nummer zwei: die Textverbesserung. Durch das Lektorat wird dein Stil noch klarer, Formulierungen noch treffender, der Text enthält keine überflüssigen Füllwörter mehr und Wortwiederholungen werden durch Synonyme ersetzt.


Vorteil Nummer drei: der Lerneffekt. Durch das Lektorat wird dein Text verbessert und durch das Einarbeiten der Änderungen erlebst du eine steile Lernkurve.


So nähert sich dein Werk Schritt für Schritt einem mitreißenden Buch, das die Leser:innen lieben und gar nicht mehr weglegen wollen.




Korrektorat: Feinschliff und Politur


Das Korrektorat ist der Feinschliff des bereits lektorierten oder überarbeiteten Texts und besteht im Wesentlichen aus der Korrektur der Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung.


Hier geht es nicht mehr um Formulierungs- oder Stilfragen, sondern um Details, also jeden Buchstaben und jeden Beistrich: um Tippfehler, Buchstabendreher, falsch gesetzte Kommas und übersehene Grammatikschnitzer.


Ebenso werden unterschiedliche Schreibweisen im gesamten Dokument vereinheitlicht (z. B. auf Grund/aufgrund, Phantasie/Fantasie, vor kurzem/vor Kurzem etc.).


Der zweite Korrekturdurchgang


Um Fehler, die sich bei der Überarbeitung oder beim Setzen des Manuskripts neu eingeschlichen haben, zu entdecken, ist es empfehlenswert, das Manuskript vor der Veröffentlichung ein zweites Mal korrigieren zu lassen.


Je mehr Fehler der Ursprungstext hatte, desto eher werden auch beim Einarbeiten der Korrekturen Fehler übersehen. Daher sind mehrfache Korrekturdurchgänge die sicherste Variante zur Fehlervermeidung.


Im besten Fall wird ein Text zuerst vom Autor/von der Autorin selbst korrigiert, kommt dann ins Lektorat und wird vor der Veröffentlichung noch zweimal korrigiert.



Korrektorat plus Stillektorat – das erweiterte Korrektorat


Im erweiterten Korrektorat wird die Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung geprüft UND darüber hinaus werden Formulierungsvorschläge und Anmerkungen zum Stil verfasst.


Wann ist ein erweitertes Korrektorat sinnvoll?


Wenn ein Text schon fortgeschritten ist, bereits einmal oder mehrmals überarbeitet wurde, inhaltlich keine Änderungen mehr geplant sind, aber der Stil noch nicht hundertprozentig sitzt, kann ein Stillektorat weiterhelfen.


Hierbei werden „Lieblingswörter“ durch Synonyme ersetzt und holprige Satzteile umformuliert und der Text von unstimmigen Bildern bereinigt und unpräzises Vokabular verfeinert.


Übriggebliebene und unnötige Füllwörter (echt, eigentlich, einfach, etwa, irgendwie, -wer, -wann, -wo) werden entfernt oder angezeichnet. Füllwörter decken auf, wo ein Text noch Nachbearbeitung benötigt, weil Aussagen zu unpräzise sind.


Sollten Logikfehler auftreten, wird im Stillektorat darauf hingewiesen.


Außerdem erfolgt eine Korrektur der Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung.


Die Erfahrung hat gezeigt, dass unlektorierte Manuskripte meist mehr als ein reines Korrektorat benötigen.



Umbruch, Druckfahne, Endkorrektur


Vielleicht bist du auch schon einmal über die Begriffe „Umbruchkorrektur“ oder „Fahnenkorrektur“ gestolpert.


Eine „Druckfahne“ ist die Bezeichnung für das fertige Manuskript, das aber noch nicht gesetzt worden ist. Die „Fahnenkorrektur“ ist also die letzte Korrektur, bevor das Manuskript gelayoutet wird.


Der Begriff „Umbruch“ stammt aus dem Druckwesen und gemeint ist die Phase, in der der bereits korrigierte Text gesetzt und in Buchform gebracht wird.


Die Umbruchkorrektur ist somit die Endkorrektur. Dabei wird speziell auf die Silbentrennung geachtet, die Seitenzahlen werden mit dem Inhaltsverzeichnis abgeglichen, alleinstehende Zeilen am oberen oder unteren Seitenende ausfindig gemacht und die letzten Fehler, die sich eventuell bei der Überarbeitung eingeschlichen haben, werden herausgefiltert.


Wenn du ein Textprojekt in der Schublade hast oder es bereits in den Fingern kribbelt auf den Veröffentlichungsbutton zu drücken, schreib mir.


Die Fehlersuche ist mein Spezialgebiet.





Titelbild: RetroSupply von Unsplash/bearbeitet mit Canva, weitere Fotos: vom Websiteanbieter








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